David Bielander (München)
„Quäle nie ein Tier zum Scherz!“, 09. Juni

Die Sonne geht im Osten auf. Täglich sehe ich, erlebe ich, wie die Sonne auf- und untergeht, und doch weiss ich, dass sich eigentlich die Erde dreht, und zwar um sich und um die Sonne. Seit Nikolaus Kopernikus um 1500 in den Himmel geschaut hat, seit das heliozentrische Weltbild das bis dahin gültige geozentrische Weltbild von Claudius Ptolemäus, das ptolemäische abgelöst hat, leben wir Menschen in der Spaltung zwischen der sinnlichen und der begrifflichen Erkenntnis. Die Kopernikalische Wende. Diese Dualität ist bis heute unverdaut. Diese Dualität ist der Boden meiner künstlerischen Sprache, meiner Sichtweise auf die Welt. Mich faszinieren eigensinnige, entschieden dargestellte Perspektiven. Subtile Doppelbödigkeit auch. und so beobachte ich, visualisiere und realisiere ich mit grosser Begeisterung neue ptolemäische Wahrheiten, und ihre kopernikalischen Konsequenzen. Meine Arbeiten sind Versuche, einen direkten, einseitigen, fröhlich renitenten Blick auf die Welt festzuhalten. Schmuck in seiner Intimät und gleichzeitigen Öffentlichkeit ist ein wunderbares Medium dafür.